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Die Rauhnächte

Heute lockte mich die draußen "herrschende" Stimmung schon frühmorgendlich zu einem Spaziergang. 

Es war atemberaubend - im Osten gebar der Himmel die Sonne & feierte dies in den wärmsten Farben. Währenddessen thronte im Westen noch hoch oben der Mond. Es wirkte, als würde er der Sonne beim Aufgehen zusehen, dieses Schauspiel bewundern. 

Alles war vom Frost bedeckt, funkelte und glitzerte. Die Luft so klar, dass der Hauch meines Atems dies nur noch mehr betonte. 

 

Auf der anderen Seite des Pollhamer Waldes angekommen (Wödlinger Seite), 

bot sich mir ein wunderbarer Weitblick. Ich genoss die Sicht bis ins Mühlviertel. 

Das Mühlviertel assoziiere ich stets unweigerlich mit dem Mittelalter, Burgen, Schlösser, Rauheit, Brauchtum. Das ergibt immer ein ganz eigenes Gefühl in mir. Ich musste an das Mittelalterfest in Burghausen denken, das ich vor vielen Jahren als Burgfräulein verkleidet (Danke, Jan!) besuchte. Noch besonders in Erinnerung war mir der Räucherstand - ein Holzstand geführt von einem Mann, der einen Druiden anmuten ließ, voll beladen mit kleinen Fächern voller verschiedener, getrockneter & duftender Harze, Wurzeln, Kräuter, Blüten. Von Drachenblut über Elemi alles dabei.

Im Hintergrund spuckte jemand Feuer & Gaukler liefen glöckchenklingelnd vorbei.  Es war fantastisch!

Die Erinnerung an den Räucherstand ließ mich den heutigen, besonderen Tag besinnen: die Wintersonnenwende oder Thomasnacht!

Ein Eichelhäher riss mich mit seinen krächzenden & verräterischen Rufen aus meinen Gedankenspinnereien. Er verkündete dem ganzen Wald, dass ich hier war. Na, schön. Ich hob mir einen kleinen Zapfen als "Anker" für diesen besonderen Augenblick auf & schlenderte auf einem Waldpfad Richtung nach Hause.

 

Am Weg überlegte ich über die Rauhnächte & kraft des Waldes fielen mir zum Teil Dinge ein, die ich wahrscheinlich irgendwann schon einmal gelesen, aber bestimmt nicht mehr zu meinem aktiven Wissensschatz gezählt hatte. 

Ich freute mich & beschloss, dies Wissen daheim niederzuschreiben. Nicht zuletzt, weil ich in letzter Zeit öfters gefragt wurde, was die Rauhnächte genau waren & wie man sie nutzen konnte. Um das Wissen bis zuhause nicht wieder zu verlieren, brach ich mir einen kleinen Reisigzweig von einem Baum ab, um ihn zu "primen". (Reiz mit Reaktion wird programmiert)

 

Klein, aber oho: mein Zapfen und mein Reisigzweig als Helfer
Klein, aber oho: mein Zapfen und mein Reisigzweig als Helfer

 

 

Und so sitz ich nun hier & versuche etwas Brauchbares über die Rauhnächte zu formulieren. 

Wo soll ich anfangen? Am besten mit heute - 21.12. - der "Thomasnacht".


Die Thomasnacht gehört eigentlich noch nicht zu den Rauhnächten im engeren Sinne. 

Sie ist vielmehr die Einleitung oder Einstimmung. Zur Thomasnacht findet die Wintersonnenwende statt. Das bedeutet, dass heute der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres sind. Deshalb wird dieser Tag Thomasnacht genannt, obwohl der ganze Tag (also 24 Stunden) gemeint ist. So ist es auch bei den Rauhnächten- hier geht es nicht, wie oft vermutet, nur um die Nächte, sondern um die ganzen 24 Stunden (0:00-24:00 Uhr). Die Nächte dominieren diese Tage. 

In der Thomasnacht wird "das Licht geboren", danach werden die Tage wieder länger. Darum bezeichnen viele diesen Tag als "eigentliche Weihnacht". 

Früher sagte man landläufig "bluatiger Thomerl" oder "Saunacht" zu diesem Tag. Denn an diesem Tag im Jahr schlachtete der Bauer im Dorf das Schwein, weil die Kälte das Fleisch anschließend haltbar machte (Gefriertruhen gab es noch nicht). Dies war ein Festtag für das ganze Dorf.

 

Wie in allen Rauhnächten vermutet man, dass auch in der Thomasnacht die Grenzen zwischen dieser Welt und der "Anderswelt" dünner sind. 

Was bedeutet, dass auf der feinstofflichen Ebene ein großes Potenzial vorhanden ist. Unerwünschtes kann besser losgelassen & Erwünschtes besser zu sich gerufen werden. 

 

Die Thomasnacht bietet sich vor allem zum Loslassen an. 

Was war im vorangegangenen Jahr nicht so gut, was möchte ich im nächsten Jahr nicht mehr mittragen?

 

Rituale, um das Loslassen bewusst zu initiieren, eignen sich für diesen Tag gut.

Dabei sind der Kreativität KEINE GRENZEN gesetzt. Ich möchte hier besonders betonen, dass die Rauhnächte der Kraft der Intuition & Kreativität entsprechen. Je persönlicher ich diese Tage gestalte, umso besser. 

 

Das Räuchern ist ein mögliches Ritual. Es wird schon seit vielen, vielen Jahren verwendet, um loszulassen und zu segnen (vermutlich 5000 v. Christi). Wer dies tun möchte, dem will ich wiederum Intuition ans Herz legen. Was fühlt sich für dich persönlich stimmig an?

Es gibt grundsätzlich Kräuter, Harze usw., die sich eher zur Reinigung anbieten, andere eher zum Einladen vom Gutem.

 

Bestenfalls verwendet man heimische Räucherwerke, da die Landschaft immer genau das hergibt, was die Siedler darauf brauchen (dazu gibt es sogar eine Harvard-Studie).

 

Reinigend sind z.B. Salbei, Wacholder, Beifuß, Fichtenharz, Lavendel, Mädesüß, Eisenkraut, Rosmarin, Thymian, Johanniskraut, Weihrauch, Palo Santo. (Die letzten beiden sind nicht heimisch, aber ich verwende sie sehr gerne) 

 

Wer noch nie geräuchert hat, hier eine kleine, einfache Beschreibung von mir.

 

Anbieten tut sich heute auch (Ideen): auf Zettelchen schreiben, was man loslassen möchte und verbrennen, 

um Verzeihung bitten, alte Zeitungen aussortieren, die niemand mehr liest, putzen, entrümpeln, 

entsorgen, was einem nicht mehr gefällt, klärende Gespräche, eine Kerze nachts ans Fenster stellen als Symbol des Lichtes, Altes wegtanzen, 

und all das, was dir einfällt.

 


Mit dem 25.12. um 0:00 Uhr beginnen die eigentlichen Rauhnächte

 

Insgesamt sind es 12 Rauhnächte, sie enden am 5.1. um 24:00 Uhr.

Jede Rauhnacht steht für einen Monat im Jahreskreis.  So steht der 25.12. für Jänner, der 26.12. für Februar, der 27.12. für März usw.

Dies ist deshalb interessant, weil jede Rauhnacht die Qualität des entsprechenden Monats aufweist & das entsprechende Potenzial erhöht.

Das heißt, es bietet sich an, die entsprechenden Themen zu dieser Qualität zu behandeln. 

 

So mancher wird sich jetzt denken: "Ich soll 12 Tage jeden Tag so einen Aufwand betreiben?!" 

Man soll nicht. Man kann

Und das Ritual gestaltet man selber, das heißt auch die Länge & Intensität. Und wenn nicht, dann nicht. Es passiert einem nichts.

Mir ist nur aufgefallen, dass die Sehnsucht nach Ritualen in Zeiten der Unsicherheit stark steigt. So wie jetzt. 

 

Man kann das ganze auch so betrachten: 

Der Lunare Monat (Mond-) hat 29,5 Tage, der Solare (Sonnenmonat) 30,5. 

Das heißt, 12 Tage sind "übrig". Darum sprach man früher auch von den "geschenkten 12 Tagen". 

Würde man das Jahr um 12 Tage verkürzen, würde dies gewichtige, ungesunde Folgen auf unsere Umwelt haben. 

Somit gibt es diese 12 geschenkten Tage.

Früher nahm man sich da Zeit, um einzukehren, still zu werden, gemeinsam zu beten, Geschichten zu erzählen, zu spielen,  Zeit mit den Engsten zu verbringen. Hier sammelte man Kraft für das kommende Jahr, stärkte den familiären Zusammenhalt für kommende Herausforderungen.

 

Leider haben wir heute oft das Gefühl, wir hätten keine Zeit. 

Schade.

Denn ein Rhythmus wird erst durch Pausen zur Musik.

 

Die Rauhnächte & ihre Themen (nach Griebert-Schröder & Muri):

25.12. - Jänner: Stille

26.12. - Februar: Frieden

27.12. - März: Aufbruch

28.12. - April: Neugierde

29.12. - Mai: Strategie

30.12. - Juni: Aktivität

31.12. - Juli: Gesellschaft

1.1. - August: Fülle

2.1. - September: Intuition

3.1. - Oktober: Ernte 

4.1. - November: Dankbarkeit

5.1. - Dezember: Weisheit

 

Wiederum bieten sich unzählige Möglichkeiten als Ritual an. 

Ich gebe eigentlich ungern etwas vor, aber ich weiß auch, dass es manchmal gut sein kann, Impulse zu bekommen. 

 

Ein geläufiges Ritual wäre: 

Sich vor den Rauhnächten 13 Zettelchen mit jeweils einem Herzenswunsch darauf zu schreiben. Alle Zettelchen werden klein gefaltet.

In jeder Rauhnacht wird ein Zettelchen gezogen & ungelesen verbrannt.

Am Ende bleibt ein Herzenswunsch übrig. Dieser ist für das  entsprechende Jahr der bedeutendste. Hier darfst du in diesem Jahr deine Kraft & Ausrichtung im Besonderen investieren. 

 

Andere Möglichkeiten:

-Traumtagebuch auf das Nachtkästchen legen & täglich am Morgen sofort aufschreiben, ob man geträumt hat & was. (Es heißt, in den Rauhnächten träumt man ganz besonders)

-Täglich eine Reflexionsfrage beantworten

-Täglich beten

-Täglich etwas tun, wofür man sich sonst nie Zeit nimmt

-Täglich meditieren oder einer Phantasiereise lauschen

-Waldbesuch oder Baumbesuch

-Tägliche Achtsamkeitsminute (1 Minute nur dem eigenen Atem lauschen) oder Achtsamkeitsübung (siehe World Wide Web)

-Täglich (kurze) Yogasession

-Märchen oder Mythen lesen

-Täglich vor dem Schlafengehen 2,3 Minuten frische Luft einatmen & den Himmel beobachten (durchs Fenster, am Balkon oder draußen)

-Ein Feuer machen

-und alles, was dir einfällt!

 

Und da wäre natürlich noch das gute alte Räuchern, das diesen Tagen auch ihren Namen gibt (früher: "Rauchnacht").

Früher gingen Bauernsfamilien durch Haus und Stall, in der Hand eine Pfanne mit glühenden Kohlen vom Kachelofen darin & räucherten Kräuter, die bei ihnen wuchsen, Reinigung & Segen verhießen. Manchmal ging auch noch jemand mit Weihwasser hinten nach.

Pardon: Nicht nur früher, v.a. im Alpenraum wird dies heute noch praktiziert. So auch bei meiner Schwägerin zuhause in Pongau.

Ich lausche ihr so gern, wenn sie darüber spricht. Als gäbe es nichts Selbstverständlicheres.

 

Segnend sind Räucherwerke wie: Rosenblätter, Lärchenharz, Tannenharz, Fichtenharz, Zitronenmelisse, Frauenmantel, Holunder, Ringelblume, Kiefer, Mistel, Sternanis, Zimt, Lorbeer, Jasmin, Myrrhe, Palo Santo, Weihrauch uvm.

 

Wer noch nie geräuchert hat, hier eine kleine, einfache Beschreibung von mir.

 

Ein Baum, der es mehr als wert ist, ihn täglich zu besuchen
Ein Baum, der es mehr als wert ist, ihn täglich zu besuchen

Ich wünsche dir auf jeden Fall Frieden, Freude und Segen für die Weihnachts- und Rauhnachtszeit,

wie auch immer du sie verbringen magst!


Angebot: Vergangenes Jahr hab ich 12 Phantasiereisen zu den entsprechenden Themen als Sprachmemo aufgenommen, um sie mir in der entsprechenden Rauhnacht anhören zu können.

Falls du Interesse hast, ich lasse sie dir gerne zukommen, natürlich kostenlos. Hinterlasse mir einfach eine Nachricht mit deiner Nummer bei "Schreib mir".