Wenn man ein Paar im Alter von meinem Freund und mir ist, wird man sehr viel mit Fragen konfrontiert wie:
"Und, wann kommt bei euch das erste Kind?" Oder: "Ach, ihr wohnt in Miete? Wäre es nicht kluger, zu investieren?"
Diese Fragen kommen nicht nur vom Außen, umso schwieriger ist es, keinen Appell oder keine Norm hineinzuinterpretieren.
Ich hatte zeitlebens ein Bild von meinem zukünftigen Zuhause in meinem Kopf: Ländlich, romantisch, verwachsen, viel Grund und Natur darum, Ruhelage.
Man erklärte mir, das nenne man "Sacherl". Und im Beisatz, diese seien so gut wie unerschwinglich & äußerst rar, da "die meistgefragteste Immobilie in Österreich".
Dann war da auch immer ein Bild von mir als Mutter in meinem Kopf: erwachsen, weise, klug, mit sich in Reinem, sich völlig ihrer Liebe zur Familie widmend, eine Frau.
Fühlte ich mich denn schon so?
Wenn ich als Kind Mütter sah, dann wirkten diese stets um sovieles älter, fraulicher, mütterlicher als ich mich & meine Freundinnen jetzt wahrnehme.
Aber vielleicht war das immer so -> vielleicht fühlte man sich selbst nie so alt, wie man früher jene wahrnahm, die so alt waren, wie man jetzt selber ist. So oft hört man: Früher dachte ich, 50-Jährige wären steinalt & jetzt bin ich es selber?!?
Mich völlig mit mir im Reinen fühle ich mich auch nicht.
Als ich heute morgen meditieren wollte, überkam mich ein Stoßgebet & dann eine unheimliche Traurigkeit/Schwere.
Ich bat darum, man möge mir einen bestimmten "Fehler" nehmen, den ich musterhaft seit langer Zeit wiederholte & es nicht fertig brachte, mich davon zu befreien.
Ich betete & weinte vor mich hin & weiß zum größten Teil nicht mehr, was genau.
Jedoch wurde mir währenddessen klar, dass ich, um meiner Berufung folgen zu können, auf das Bild meines zukünftigen Heimes verzichten kann. [An dieser Stelle: Die Frage, wofür ich auf dieser Welt gedacht bin, ist eine sehr nagende & einvernehmende für mich.]
Und plötzlich war da eine Erkenntnis: Dass jeder "Fehler" Teil meiner Berufung ist. Jede Schwierigkeit, jedes "Thema", alles, was ich an mir verurteile.
Fehler sind keine "Fehler".
Genau sie lehren uns, was wir lernen müssen, um unsere "Berufung" leben zu können. Es geht gar nicht darum, sie schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen, sondern vielmehr, die Schätze am Wegesrand zu bergen. Immer mehr zu wachsen. Mensch zu sein - und "Mensch sein" bedeutet nach Stephan Marks, sich die Last von den Schultern zu nehmen, vollkommen sein zu müssen.
Und genau dieses Fehlerhafte verbindet uns auch mit unseren Mitmenschen, schafft Mitgefühl & Verständnis.
Warum ich das hier teile, ist eigentlich, weil wenn diese Erkenntnis für mich stimmt & für dich stimmt, also im Kleinen, dann stimmt sie auch für eine Gesellschaft, im Großen.
Und da wir gerade richtig schwierige Zeiten haben, könnte auch diese Schwierigkeit/dieses Thema Teil unserer Berufung sein.
Unter Berufung verstehe ich keinen bestimmten Beruf, sondern eine bestimmte Mission & Vision, die ich in allen meinen Lebensbereichen habe (Familie, Beruf, Verein, Gesellschaft);
Und da hat jeder seinen eigenen Platz/seine eigene Mission. Es kann nie einer alle Plätze bespielen, nur gemeinsam geht es!
Was heißt das?
Für mich würde das heißen, dass die derzeitige Krise nichts ist, was stört & so schnell wie möglich nebenbei abgehandelt werden soll (also Nebensache). Sie ist Hauptsache! Das, worum es geht,
der Ort, an dem wir am Wegesrand die Schätze bergen sollen, wachsen,
um am Ende mehr Mitgefühl, mehr Verständnis & vor allem mehr Verbundenheit zu leben. Es ist das Gegenteil von Spaltung, was die Krise bewirken will/kann/soll.
Krise als Gefahr oder Chance.
Warum wählen wir nicht die Chance?
Wir alle haben Angst, sind überfordert, fühlen uns unsicher.
Daraus entstehen unsere Reaktionen: fight-flight or freece.
Aber wenn wir aufhören, uns & unsere Familien als eigene Kampftruppe zu sehen & diese Riesenressource erkennen: Die ganze Menschheit als Einheit, als Gemeinschaft - was kann uns da passieren?
Milliarden von Kriegern des Lichts!
Das Licht kann man nur im eigenen Umkreis weiterreichen. Aber wenn es jeder weiterreicht, dann leuchten plötzlich ganze Netzwerke & schließlich die ganze Welt.
Meine Schwester hat mir mal gesagt: Fehler sind unsere Freunde.
Und der 4-jährige Sohn einer Freundin hat mir kürzlich erklärt, dass man im Kindergarten nur mit denen befreundet ist, die gefragt haben, ob man ihr Freund sein will & man "Ja" gesagt hat. (Oder halt umgekehrt)
Vielleicht ist es Zeit, "ja" zu sagen. Oder halt selber zu fragen.