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Die Kraft, die uns anzieht

Nicht zuletzt Viktor Frankl hat mich gelehrt, um die Energie zum Loslassen aufzubringen, braucht es ein Wofür.
Wofür würde es sich lohnen, Gewohntes, Bewährtes aufzugeben,
um Neuem Platz einzuräumen?

 

Was lohnt es, einen Modus zu verlassen, der sich gut bewährt hat, weil er halbwegs überleben lässt, der  keine Umstände mehr macht, weil wir ihn gewohnt sind, der auch in manchen Bereichen etwas bringt?

 

Es sind die ureigensten Sehnsüchte.
Und die Ironie dabei- ihre Eigenart ist es, uns nicht loszulassen.

 

Sehnsüchte hören sich vorerst abstrakt an, aber jeder kennt sie im Konkreten.
Wir täuschen uns, wenn wir glauben, wir haben doch eh alle dieselben.
Denn es ist immer DIE EINE SEHNSUCHT, die uns umgarnt,
die wir wahrnehmen als lästige Mücke, wenn wir in einer lauen Sommernacht im Garten sitzend unsere Augen schließen, um selige Zufriedenheit zu schaffen, die uns aber umschwärmt, um scheinbar unsere Harmonie zu stören.

 

Da ist diese Frage, ob da noch mehr sein könnte.

 

Die Wasseroberfläche, auf der wir mit unserem Floß wie im Film „Kon Tiki“ treiben, schiene ruhig, würden da nicht dann und wann Blasen hochtauchen, die – sobald mit der Luft in Kontakt – ihren verheißungsvollen Duft nach mehr (Meer) verströmten.

 

Das, was uns abhält zu riskieren, ist der Zweifel.
Wir wissen nicht, besser gesagt, wir können nicht wissen, ob das Ersehnte wirklich eintritt.
Wir schätzen den Einsatz vorerst höher ein, als den möglichen Gewinn.

 

Die Eigenschaft von Sehnsucht ist nicht, dass sie uns anschiebt.
Sehnsucht ist eine gewissenhaft sachte Energie. Sie lockt uns, zieht uns an.
Solange, bis wir verstehen, dass sie deshalb so unnachgiebig ist, weil sie mit unserem Lebenssinn zu tun hat.

 

Da ist ein Kind, das in seinem Elternhaus großteils erfahren hat, es ginge darum, sich um andere zu kümmern.
Das ganze Leben lang lockt es die Sehnsucht nach Selbstfürsorge und –wert.

 

Da ist ein Kind, das in seiner Kindheit gelernt hat, nur Geld sei wichtig.
Sein ganzes Leben wird es von der Sehnsucht gelockt, es möge wertvollere, immaterielle Werte für sich entdecken.

 

Wenn wir nach Werten gefragt werden, glauben wir immer antworten zu müssen, was wir bereits verkörpern. „Mein Wert ist Fleiß….“
Das stimmt aber nicht. Werte können vor allem Dinge sein, die wir in irgendeiner Weise besonders vermisst haben. Das sind die Dinge, die wir in dieser Welt vermissen. Dinge, die wir spüren, dass sie in dieser Welt noch mehr gebraucht werden. Ein Sinnanruf an uns selbst, sie einzubringen!

 

Der tiefste Wunsch des Menschen ist es, sinnvoll DA zu SEIN.

 

Dafür lohnt es sich, loszulassen!