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Einbildung

„Wos büdt si denn de schau wieder ei?!“  oder „De braucht si goa nix ebüdtn!“
Eingebildet sein ist nicht unbedingt etwas, das wir als positiv einstufen. Wir verwenden es hauptsächlich, um jemanden zu verurteilen, der sich scheinbar „über uns stellt“, und wir uns in unserem Wert bedroht fühlen.
Oder aber wir benützen es, um jemandem, der sich und seine Meinung ausprobiert, die Luft aus den Segeln und ihn weniger ernst zu nehmen: „Wos büdst da denn jetzt schau wieder ein?“


Insgesamt verwenden wir es betont negativ, verurteilend, allenfalls belustigend.
Sich etwas einzubilden heißt im westlichen Sprachgebrauch, realitätsfremd zu sein, etwas „Falsches“ zu denken. Die Crux ist hier erkennbar: Der westliche Mensch meint demutslos, er wisse, was falsch und was richtig ist bzw. könne darüber bestimmen. Das hat natürlich mit unserer Glaubensgeschichte zutun. Die römisch-katholische Kirche z.B. gab stets an, sehr genau zu wissen, was in den sünd-,  und was in den tugendhaften Bereich fällt. Die „therapeutische Breite“ war dabei sehr eng gezogen.
Das vierte der zehn Gebote verweist uns, Vater und Mutter zu ehren.  Etwas, das grundsätzlich gut ist, und auch in der Natur jeden Kindes liegt. Jedoch fehlt meiner Meinung nach das Gebot, in dem es heißt, Eltern sollen auch ihre Kinder ehren. Durch das Wertgefälle ergibt sich nämlich die unreflektierte Annahme,  das Gedankengut von Vater und Mutter sei das richtigere. Es wird von Kindern bewusst und unbewusst übernommen.  Und daraus bilden sich die Glaubenssätze eines Menschen. Besser gesagt: Und daraus einbilden sich die Glaubenssätze eines Menschen.
Gängige davon sind z.B.“Nur wer hart arbeitet, ist etwas wert“, „Schön ist, wer schlank ist“ oder „Gemocht wird, wer immer lieb zu den anderen ist“.
Und im wahrsten Sinne des Wortes bilden sich Kinder diese Sätze immer mehr ein, bis sie durch die gleichen Linsen sehen wie ihre Eltern/Mentoren etc.
Der Glaubenssatz wird zu ihrer Realität, weil sie plötzlich auch nur mehr schön finden, wer schlank ist.


Natürlich gibt es auch übernommene Glaubenssätze, die weder „negativ“, noch blockierend sind.  Beispiele hierfür wären: „Ich bin wertvoll unabhängig von meiner Leistung“, „Das Leben meint es gut mit mir“, „Ich werde getragen und beschützt von einer Kraft, die größer ist als ich“.
Aber das ist doch nur Einbildung!!?
Eine vortragende Psychotherapeutin am Sinnzentrum, wo ich derzeit einen Lehrgang absolviere, versucht uns immer wieder bewusst zu machen, dass ALLES, was wir denken – über uns, die Mitmenschen, die Welt-  Einbildung ist.


Das Gute: Einbildung ist nicht unwiderruflich!
Vielmehr ist sie eine bewusste Entscheidung. Das macht sich z.B. auch die moderne Psychotherapie zu Nutze. Mithilfe von Imagination  (lateinisch „imago“= Bild) werden mit der Kraft geistiger Vorstellung körperliche und emotionale Veränderungen hervorgerufen. Unser Gehirn speichert Erinnerungen in Bildern, verankert wird, was emotional aufgeladen ist.  Man kreiert bewusst eine neue Ein-Bildung, mit entsprechenden Emotionen untermalt, die ein Leben in eine positivere Richtung lenken sollen.


Einbildungen bestimmen weitgehend die Entwicklung und Qualität des eigenen Lebens.
Materie folgt bekanntlich der Aufmerksamkeit.
Sich bewusst für eine Einbildung zu entscheiden, bedeutet Verantwortung zu übernehmen.
Welche Einbildungen möchtest du ablegen, und welchen Aufmerksamkeit schenken?
Bist du gerne eingebildet?

 


"Eines Tages kam Thomas Edison von der Schule nach Hause und gab seiner Mutter einen Brief. Er sagte ihr: "Mein Lehrer hat mir diesen Brief gegeben und sagte mir, ich solle ihn nur meiner Mutter zu lesen geben."

 

 

Die Mutter hatte die Augen voller Tränen, als sie dem Kind laut vorlas: "Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine Lehrer, die gut genug sind, ihn zu unterrichten. Bitte unterrichten Sie ihn selbst."

 

 

Viele Jahre nach dem Tod der Mutter, Edison war inzwischen einer der größten Erfinder des Jahrhunderts, durchsuchte er eines Tages alte Familiensachen. Plötzlich stieß er in einer Schreibtischschublade auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er nahm es und öffnete es. Auf dem Blatt stand geschrieben: "Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir wollen ihn nicht mehr in unserer Schule haben."

 

 

Edison weinte stundenlang und dann schrieb er in sein Tagebuch: "Thomas Alva Edison war ein geistig behindertes Kind. Durch eine heldenhafte Mutter wurde er zum größten Genie des Jahrhunderts."